Närrische Streiche –
dieses Motto steht in einem engen geschichtlichen Kontext zu den „Beckumer Anschlägen“ – unseren weithin berühmten Schildbürgerstreichen. Seit Jahrhunderten trägt die Stadt Beckum mit humorvollem Selbstbewusstsein die Auszeichnung „Westfalens Schildbürger-Stadt“. Die angedichteten und selbst erfundenen Schwänke prägten Worte und Redewendungen einer ganzen Region.
Pate für das Ordensmotiv 2025 ist einer der bekanntesten „Beckemschen Anschläge“, die Geschichte des „Beckumer Pütt“.
Es trug sich zu, dass eine im Brunnenschacht hängende, einander haltende Kette von Menschen den Pütt (Brunnen) von Unrat befreien wollte. Sie reichten die Eimer hinauf und hinab, bis der Oberste rief: „Haltet euch fest. Ich muss mal in die Hände spucken.” Woraufhin alle hinab stürzten.
Das Signet …
Analog hierzu erreicht im Ordensmotiv der karnevalistische Reigen, aus Kater Rumskedi, den Narren und Prinz Karneval, tief im Brunnen zur Freude aller das kühle Nass. Der Wassereimer mutiert dabei zum hölzernen Bierkrug, gemäß dem Beckumer Spruch „Sich einen püttkern (trinken).“
Bleibt zu hoffen, dass unser Kater dabei nicht vor Freude in die Hände klatscht und dem närrischen Treiben ein jähes Ende setzt. Ein Rumskedi auf die Beckumer Anschläge und auf viele neue Schildbürgerstreiche, mit denen uns der Stadtelferrat „KG Die Schildbürger“ erheitern möge.
Anja Samulewitsch
Dipl. Designerin Kommunikationsdesign und Illustration
15 Jahre gestalterische Umsetzung des Stadtordens
10 Jahre Tänzerin in der Showtanzformation „Lets Go“
aktive Kanevalistin, 32 x Rosentmontags-Umzug
Bei Fragen 02521 821261
“Beckumer Anschläge”
Unsere Anschläge sind Märchen, die man erzählt seit vielen Jährchen;
Doch der Wille, Freude zu machen, damit andere was haben zu lachen,
das ist Beckumer Tradition.
Seit Jahrhunderten trägt die Stadt Beckum mit humorvollem Selbstbewusstsein und der geboten Würde die Auszeichnung als Westfalens Schildbürger-Stadt. Mit Beschaulichkeit und Lebensweisheit begegnet man den Launen und Widrigkeiten des Lebens. Die Beckumer Bürgerschaft hat dabei dem Humor einen besonderen Platz eingeräumt
und die ihnen angedichteten und selbst erfundenen „Geckentaten“ mit Vergnügen aufgenommen und als „Schatz“ gehütet. Bezeichnend ist der Spruch „Städtchen der Schwänke, du schätzest mit witziger Klugheit die Freude […]“ – da trifft der Spott nicht ins Herz, wenn man über die eigenen Streiche zu lachen vermag.
Die Beckumer Anschläge (Beckemsche / Beckumbsche Anschläge) gehen viele Jahrhunderte zurück, vielleicht bis ins Mittelalter. Beckums Berühmtheit wuchs zusehends und prägte auch Sprüche und Wortwendungen.
Die heute noch bekannteste Geschichte daraus ist „Der Beckumer Pütt“:
Es sollte der Brunnen (in niederdeutsch auch Pütt genannt) vor dem ehemaligen Rathaus gereinigt werden. Hierzu wurde eine Kette aus Männern in den Brunnen hinabgelassen. Als der oberste Mann keine Kraft mehr hatte, sagte er: „Haltet euch fest. Ich muss mal in die Hände spucken.” Und alle fielen in den Brunnen. Dieser Schildbürgerstreich ist zugleich Namensgeber für die Pütt-Tage. Das Stadtfest findet alljährlich Anfang September statt.
Hintergrund: Die Beckumer Anschläge (auch Beckumer) sind eine Sammlung von närrischen Geschichten, die vorgeblich in der Stadt Beckum spielen und den Schildbürgerstreichen ähneln. Diese und andere Erzählungen wurden im sogenannten Lalebuch (= Narrenbuch gedruckt Anno 1597 zu Laleburg) populär unters Volk gebracht.
Die Beckumer Anschläge (Beckemsche / Beckumbsche Anschläge) gehen viele Jahrhunderte zurück, vielleicht bis ins Mittelalter. Beckums Berühmtheit wuchszusehends und prägte auch Sprüche und Wortwendungen. 1690 war die Redewendung
„Bechemsche procedur“ in Essen bei Gericht bekannt, 1697 wurden zehn Schildbürgerstreiche als „Beckumer Geckes-Dathen“ an einem Münsteraner Gymnasium zu Ehren des Beckumer Studenten Topp besungen. In Westfalen werden Schnecken häufig heute noch als „Biäckemske Ossen“ bezeichnet, was auf dem Schwang der „Ochsenfleischsaat“ beruht. 1833 machte die Münsteraner Karnevalsgesellschaft „Freudenthal“ die Beckumer Anschläge „Der Beckumer Pütt“, „Die Sonnenuhr“ oder den „Kaiserbesuch“ zum Hauptthema ihrer Karnevalszeitung. Auch das Lied vom Beckumer Rathaus-Pütt, 1834 vom Justizkommissar Ludorff zu Münster verfasst, wurde hier veröffentlicht und mit herausragenden Illustrationen versehen. All diese Zeichnungen zierten später die Notgeldscheine der Stadt Beckum und waren im Nachhinein weltweit bei Sammlern begehrt.
Die mündlich tradierten Schwänke und Geschichten wurden im 19. Jahrhundert erstmals gedruckt und kamen so in den Buchhandel. Doch erst zum 700-jährigen Stadtjubiläum 1924 wurde eine in Beckum zusammengestellte Sammlung gedruckt, die mehrfach im 20. Jahrhundert neu herausgegeben wurde und hier abgebildet ist.